Grundbegriffe zur lyrischen Literatur

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Alexandriner

Zwölfhebiger Vers mit 6 Hebungen, durch eine Pause (Zäsur) in zwei gleiche Hälften
geteilt. Vor allem im Barock gebräuchlich. Die Zweigliedrigkeit macht den
Alexandriner für Antithesen und Vergleiche im Epigramm besonders geeignet.

Alliteration

Gleicher Anlaut mehrerer Wörter (germ. Stabreim): über Stock und Stein

Anapher

Wiederholung gleicher Worte oder Satzteile am Satz- oder Versanfang: Das Wasser
rauscht', das Wasser schwoll (Goethe).

Ballade

Gattungsform, die lyrische, epische und dramatische Elemente enthält. Im 14./15. Jh.
bei den französischen Troubadours ein kurzes, strophisches Lied zum Tanz. Erst in
England als ›ballad‹ in heutiger Bedeutung: dramatisches Gedicht mit einem
ungewöhnlichen, oft tragischen Geschehen im Zentrum. In Deutschland seit 1770 als
Begriff und Form heimisch. Die Ballade erzählt ein geheimnisvolles, schreckliches oder
tragisches Geschehen aus Mythos, Sage, Geschichte oder aus der Natur.

Bänkelsang

Lieder, die auf Messen und Jahrmärkten von umherziehenden Sängern oder
Schaustellern auf einer Bank stehend (daher der Name) vorgetragen werden und deren
Inhalt Verbrechen, Katastrophen und Schauergeschichten sind. Der Vortragende wird
von melancholischer Drehorgelmusik begleitet und zeigt dazu auf Bildtafeln, die das
Gesungene darstellen.

Blankvers

Fünfhebiger Jambus ohne Reim, bestimmt das Shakespeare-Drama und das deutsche
Drama seit Lessing.

Elegie

Klagend-entsagende, wehmutsvolle lyrische Form; meist Themen des Todes, des
Verlustes, des Verzichts.

Freie Rhythmen

Verse ohne Reim, ohne festes Metrum und ohne feste Strophenform, die allein vom
Rhythmus getragen werden.

Gelegenheitsdichtung

Entsteht zu bestimmten feierlichen Anlassen, z.B. Hochzeit, Geburtstag,
Thronbesteigung eines Fürsten etc.

Hexameter

Vers aus 6 Daktylen. Der Hexameter ist der Vers des antiken Epos.

Hymne

In der Antike Preisgesang zu Ehren eines Gottes; im Mittelalter Loblied zu Ehren Gottes
oder Marias.

Idylle

In der Antike Gedicht, das das friedvoll bescheidene Landleben schildert. In der
Schäferdichtung des Barocks und Rokokos erlebt diese Dichtform eine neue Blüte.

Konkrete Poesie

Buchstaben, Silben und Wörter werden aus dem üblichen semantischen und
syntaktischen Verwendungszusammenhang herausgelöst und zu ”Kombinationen”
zusammengefügt. Bei dieser experimentellen Verwendung von Sprache als Material
kann ein Bedeutungsgehalt fehlen. Werden die optischen Eigenschaften der Schrift zum
primären Gestaltungsmittel, entstehen Sehgedichte. Diese visuelle Poesie ordnet
Buchstaben, Silben und Wörter zu bildhaften Strukturen.

Lied

In Aussage und Form schlichteste lyrische Dichtung; einfache strophische Gliederung,
Reimbindung, Sangbarkeit.

Lyrik

Dichtungsgattung, die vorwiegend Gefühle, Leidenschaften, Stimmungen,
Empfindungen, Erinnerungen und Erwartungen in gebundener Form wiedergibt.
Gestaltungsmittel der Lyrik sind Metrum, Rhythmus, Vers, Reim und dichterisches Bild.

Metrik

Verslehre; Lehre von Versmass, Strophe, Reim und Rhythmus.

Metrum

Versmass, regelmässige Folge von langen und kurzen oder von betonten und
unbetonten Silben. Das antike Versmass misst nach Längen und Kürzen der Silben, die
germanischen Sprachen zählen nach ›Hebungen‹ und ›Senkungen‹ = betonten und
unbetonten Silben. Die wichtigsten Versfüsse (Betonungsmöglichkeiten) sind:
Jambus: xX (unbetont-betont), mit steigendem Rhythmus: Es schlúg mein Hérz,
geschwínd zu Pférde (Goethe).
Trochäus: Xx (betont-unbetont), mit fallendem Rhythmus: Gólden wéhn die Tóne
níeder (Brentano).
Anapäst: xxX (unbetont-unbetont-betont): Wie mein Glúck, ist mein Léid (Hölderlin).
Daktylos: Xxx (betont-unbetont-unbetont), flüssig erzählendes Metrum, vor allem im
Epos: Háb ich den Márkt und die Strássen (Goethe)

Moritat

Bezeichnung für Lieder des Bänkelsangs. Der Ausdruck ist die gesanglich gedehnte
Form von ›Mordtat‹.

Ode

In der Neuzeit lyrische Form des Weihevollen, Pathetisch-Feierlichen.

Pentameter

In zwei Teile gegliederter daktylischer Vers; jeder Teil besteht aus zwei vollständigen
Daktylen.

Reim

Gleichklang der Endsilben.
1) weiblicher oder klingender Reim = zwei- oder mehrsilbiger Reim, trägt die Betonung
nicht auf der letzten Silbe; Beispiel: singen - klingen.
2) männlicher oder stumpfer Reim = einsilbiger Reim, trägt die Betonung auf der letzten
Silbe; Beispiel: Rat - Tat.

Reimbindung

Paarreim (aabb), Kreuzreim (abab), umgreifender Reim (abba), Schweifreim (aabccb).

Rhythmus

Im Gegensatz zum messbaren metrischen Schema eines Verses die sich aus dem
Sinngehalt ergebende Betonung.

Sinngedicht

Zur Zeit des Barocks und Rokokos Bezeichnung für zwei oder vier gereimte Zeilen, in
denen in treffenden Bildern und Wortfügungen eine allgemeine Erkenntnis, Wahrheit
oder Lebensweisheit wiedergegeben werden.

Sonett

Vierstrophiges Gedicht. Es ist in einen Aufgesang von zwei vierzeiligen Strophen
(Quartette) und in einen Abgesang von zwei dreizeiligen Strophen (Terzette) gegliedert.
Für die Quartette ist die Reimfolge abba verbindlich, die Terzette können freier gestaltet
werden. Die strenge Form reizte im Laufe der Jahrhunderte zu jeweils neuer Ausfüllung.

Song

Lied mit aktuellem, sozialkritischen Inhalt.

Spruch

Mittelhochdeutsche, meist einstrophige Gedichtform mit fliessenden Grenzen zum
Lied. Meister der Spruchdichtung ist Walther von der Vogelweide.

Stabreim

Verbindet sinnbetonte Wörter, die entweder mit demselben Konsonanten oder einem
beliebigen Vokal anlauten. (= Alliteration) Älteste gemeingermanische Reimform.

Unreiner Reim

Die Vokale oder die Schlusskonsonanten stimmen nicht völlig überein. Beispiel: Gemüt
- Lied, sprang - ertrank.

Vers

Zeile eines Gedichts, metrisch gegliedert und durch den Rhythmus zu einer Einheit
innerhalb eines Gedichts zusammengefasst.

Versfuss

Im Vers regelmässig wiederkehrende Folge von Hebung und Senkung(en).

Volkslied

Einfaches gereimtes Lied, mit Melodie verbunden. Im Volk verbreitet und durch die
mündliche Tradition häufig verändert, zersungen.

Zäsur

Einschnitt, insbesondere metrischer Einschnitt im Vers.